Ein
stürmischer und regnerischer Vorweihnachtstag herrschte
am 17. Dezember. Ab 19.00h erhellte sich das Fenster im
Wohnzimmer mit der Nummer 19, das von der Strasse am
besten zu sehen ist. Das Fenster wurde von den Kindern
mit dünnem Bastelpapier erstellt. Zahlreiche Formen in
verschiedener Farbe sieht man von der Strasse aus. Man
erkennt eine Sternschnuppe auf blauem Hintergrund. Vor
dem Hauseingang in der Kälte steht bereits Olaf
Reichelt, der Gastgeber, an einem kleinen Ofen. Er
macht ein Feuer, um auf dem kleinen Ofen Marronis für
die Gäste zu braten.
Im
mit vielen Kerzen erhellten Wohnzimmer haben sich
bereits zwei Nachbarn eingefunden und machen es sich auf
dem Sofa gemütlich: Annelies Schneider und Berta
Willimann. Unterdessen steht Katharine Reichelt in der Küche,
um Weihnachtspunch zu kochen. Mit der Zeit füllt sich
die Stube und immer mehr Nachbarn schauen vorbei. Es müssen
Stühle aus dem Esszimmer hergeschafft werden, und die
Tischplatte wird ausgezogen. Man vernimmt immer wieder
Lärm aus dem oberen Stockwerk, wo sich die Kinder
tummeln. Ab und zu wird man durch ein Hundegebell im
Flur daran erinnert, dass ein weiterer Gast eintrifft.
Katharine pendelt zwischen Küche und Wohnzimmer,
bringt Getränke herbei und versorgt die Gäste mit
warmen Schinkengipfelis. Unterdessen erzählt Nachbar
Andreas Umbach von Geschäftsreisen in den
Beneluxstaaten, wo er von der niederländischen Polizei
auf der Autobahn wegen Tempoüberschreitung gebüsst
wurde. Patrice Riedo unterbricht und berichtet ebenfalls
über interessante Gegebenheiten wegen Tempoüberschreitungen
seinerseits.
Unterdessen
tritt Olaf ins Wohnzimmer. Er hält in der Hand warme
Marronis, eingewickelt in einem Tuch, um sie sogleich in
der Runde zu verteilen. Zwischen den wechselnden Gesprächsthemen
läutet es in regelmässigen Abständen an der Haustüre,
begleitet mit Hundegebell, und auch in der Stube wird
immer wieder zusammengerückt. Obwohl Katharine den
Punch empfiehlt, bevorzugen die meisten Nachbarn ein
Glas Rotwein, bevor die neue Promillegrenze kommt.
Etwas
später serviert Katharine Pizzastücke, die reissenden
Absatz finden. Die Kinder von oben stürmen herbei,
schnappen sich die Stücke, bevor die Nachbarn im
Wohnzimmer etwas kriegen. Aber das spielt keine Rolle,
denn alle 10 Minuten gibt es eine neue Pizza. Es muss
niemand fürchten, an diesem Abend zu verhungern. Gegen
22.00h verabschieden sich die ersten Nachbarn. Die Stube
beginnt sich langsam zu leeren. Jene, die noch bleiben,
bekommen ein Stück einer Marzipantorte aus Lübeck
serviert. Inzwischen sind die Kinder draussen, um im stürmischen
Wind ein letztes Mal mit dem Hund „Gassi“ zu gehen.
Trotz der Sternschnuppe am Fenster: Um Weihnächtliches
drehen sich die Gespräche nicht. Aber macht nichts:
Darum ging es gar nicht. Sondern darum, den Menschen
eine Gelegenheit zu bieten, zusammenzusitzen und Zeit füreinander
zu haben. Und dieser Wunsch ging wirklich in Erfüllung.
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